Das Problem aufgegebener Fahrräder und Lösungsansätze

I. Öffentlicher Raum versus Keller und Hinterhöfe

Jeder hat es schon einmal gesehen: ein kaputtes und verwahrlostes Fahrrad steht oder liegt im öffentlichen Raum, und nichts wird dagegen unternommen. Politik und Medien erörtert das weithin bekannte Problem immer mal wieder und es werden Gegenmaßnahmen ergriffen. Als Stein des Anstoßes gelten das unschöne Erscheinungsbild, die Kosten der Entsorgung und die Wegnahme ansonsten zur Verfügung stehender Stellplätze.1 Die Hochschule Mainz hat einen ins Detail gehenden Unterscheidungskatalog für „behindernde, gefährdende, aufgegebene und schrottreife“ Räder entworfen und wie am Besten mit den unterschiedlichen Varianten umgegangen werden soll.2 Der Berliner Senat arbeitet zusammen mit der „Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement“ an einer gesamtstädtische Regelung zu ihrer Entsorgung.3 Auch die Bundesregierung verspricht „Regulierungen“ für den „Umgang mit Schrotträdern“ zu schaffen. Um wieviele Räder handelt es sich? Im Jahr 2023 wurden in Berlin 8.521 schrottreife Räder gemeldet, bundesweit wird die Zahl auf über 162.000 Fälle jährlich geschätzt.4

So richtig all diese Bemühungen sind: aus der Sicht der Nachhaltigkeit sind nicht die aufgegebenen Fahrräder im öffentlichen Raum, sondern die aufgegebenen Fahrräder in den Hinterhöfen und Kellern der Wohnhäuser das größere Problem. Berichte über sie sind seltener und weder von Vermieter- noch Mieterseite wird viel aufhebens um sie gemacht.5 Im Unterschied zum öffentlichen Raum befassen sich Hausverwaltungen gemäß ihres Besitzrechtes der Wohnhäuser und mit diesem Problem und beseitigen die Räder mal mit, mal ohne die Einbindung von ReUse-Akteuren.6 Viele gemeinnützige Fahrradwerkstätten kennen das, was in den Hinterhöfen und Kellern dort vorzufinden ist. Die Fundkonvolute weisen auf monate-, jahre-, und manchmal jahrzehntelange Zeiträume hin, in denen sie entstanden sind. Ähnlich wie im öffentlichen Raumes hat niemand die Übersicht über Eigentum und Nutzung der abgestellten Fahrräder, weswegen die Nichtnutzung durch Versterben, Umzüge, Auszüge der Kinder, auch Desinteresse, Vergessen usw. längere Zeit unentdeckt bleibt. Erst der augenscheinliche Verfall lässt Hausverwaltungen oder Mieter aktiv werden.

Werden den Besitzer/-innen der nicht verwendeten Räder bezüglich dieses Problems wohnortnah Handlungsmöglichkeiten angeboten, dann zeigt sich ihr Interesse an der Lösung des Problems. Im Rahmen von vier „Kieztagen“ in Tempelhof-Schöneberg in den Jahren 2023/24, an denen wir teilnahmen – halbtägigen, organisierten Sammlungen aufgegebener Gegenstände und von Sperrmüll – wurden von ihnen 52 aufgegebene Räder zu uns gebracht und weitere 32 wurden von uns kostenlos repariert. Im Normalfall haben Hausverwaltungen aber keine andere Alternative, als auf die überschaubaren Zahl gemeinnütziger Akteure mit der Reparaturkapazität von insgesamt mehreren Tausend Schrotträdern pro Jahr zurückzugreifen. Es bleibt im Dunkeln, wie viele noch brauchbare Räder sie ununterbrochen entsorgen, wobei die Praxis der Radakquise durch gemeinnützige Fahrradwerkstätten aber auf die Größenordnung des Problems hinweist. Viele gemeinnützige Werkstätten arbeiten seit Jahrzehnten mit je nur wenigen Hausverwaltungen zusammen, bei denen sie regelmäßig genügend aufgegebene Räder bekommen – sie brauchen also nur einen geringen Bruchteil der Berliner Hausverwaltungen um zu bekommen, was sie benötigen. Als neu gegründete Werkstatt, die wir 2016 waren, brauchte man nur ein paar Telefonate um einen kostenlosen Abtransport in der Größenordnung von 30 aufgegebenen Rädern bei Hausverwaltungen zu akquirieren, wobei sie nach dem Transport an einer Verständigung über zukünftige Transporte interessiert waren. Sie rechneten nämlich schon damit, dasselbe Problem bald wieder lösen zu müssen und nahmen gerne Hilfe bei ihrer Sysiphosarbeit an, sich um die immer neu anfallenden, ungenutzten Räder zu kümmern. Tritt man einen Schritt heraus aus den Beobachtungen im Umfeld, und sucht nach statistischen Zahlen, dann zeigt sich, dass das Reservoir der aufgegebenen Fahrräder immens ist. In einer im Jahr 2023 durchgeführten repräsentativen Umfrage des „Fahrradmonitor“ wurden 2936 Fahrradbesitzer/-innen nach ihrer Nutzung gefragt: von 6.283 Fahrrädern, die sich in ihrem Besitz befanden, nutzten sie 4022, was einer Nutzungsrate von 64 % aller vorhandenen Fahrräder entspricht.7 Hochgerechnet auf die ca. 2.900.000 Fahrräder in Berlin hieße das, dass 1.044.000 Fahrräder nicht genutzt werden.8

II. Einordnung des Problems in die Nachhaltigkeitsforschung

In dem Missstand der Entsorgung brauchbarer Fahrräder und Fahrradteile ist offensichtlich ein Problem der sinnlosen Verschwendung zu erkennen.9 In der Nachhaltigkeitsforschung wird häufig von den drei verschiedenen „Rs“ gesprochen, womit verschiedene Ansätze zu Verbesserung der Situation gemeint sind: Reduce, ReUse und Recycle.10 Was die Frage des Reduzierens und des Verzichtens angeht, ist beim Fahrrad als Mobilitätsmittel, das eine tragende Rolle in der Verkehrswende spielen soll, eine doppelte Sichtweise zu beachten.11 Es soll einerseits mehr Fahrrad gefahren werden, aber andererseits auch nachhaltig produziert, und die Zahl der brauchbaren, weggeworfenen Räder verringert werden. Aus der Sicht der nachhaltigen Verwendung geht es also um die höchstmögliche Nutzungsintensität pro Fahrrad. Beispielsweise kann durch Bikesharing die Nutzungsdauer pro Fahrrad erhöht werden, wohingegen sie durch Neukauf statt Reparatur verringert wird. Die Reparatur, die in diesem Beispiel als positive Handlung zur Verlängerung der Verwendungsdauer angesehen wird, kann aber aus einer anderen Perspektive aus auch hinterfragt werden. Aus der Sicht des „cradle-to-cradle“-Denkens wird nämlich eine Produktion gefordert, die vollständige und schadlose Recyclingkreisläufe schafft.12

Nicht nur Obsoleszenz, sondern auch eine eingeplante Reparatur, an der wiederum verdient werden soll, sollte im Sinne der Nachhaltigkeit zugunsten der Intaktheit der Waren verworfen werden.13 Dies ist prinzipiell auch überzeugend, allerdings gibt es bei der spezifischen Ware „Fahrrad“ viele, leicht demontierbare und ersetzbare Teile, die unterschiedlich schnell und aus verschiedenen Gründen kaputt gehen. „Reparierbarkeit“ bezeichnet bei Fahrrädern im Vergleich zu Sofas oder Handys konstruktions- und gebrauchsbedingt eine stärker nachhaltige Dimension.14

Ein weiterer Punkt betrifft die starke Fokussierung des „cradle-to-cradle“-Ansatz auf die Produktion, die die soziale bzw. sozialökologische Frage der Teilnahme am Radverkehr aus den Augen zu verlieren droht. Um wirklich eine tragende Rolle in der Verkehrswende zu spielen, sind günstige Fahrräder und erschwingliche Reparaturen bzw. Reparaturen, die selbst vorgenommen werden können, wichtig. Zieht man das Fazit, dann kann „Nachhaltigkeit“ im Fahrradbereich folgendermaßen formuliert werden: Ungeachtet, dass in der Produktion das „cradle-to cradle“-Prinzip zutreffend ist, haben Reparatur und ReUse im Fahrradbereich ihre Geltung.

III. Was haben wir getan, was ist das Ergebnis?

Bei dem Nachdenken über Ansatzpunkte zur Lösung des Problems sind wir davon ausgegangen, dass die beteiligten Akteure selber eine Verbesserung der Nachhaltigkeit wünschen und selber ihre Handlungsspielräume einschätzen können. Daher haben wir uns für einen prozessorientierten und ergebnisoffenen Prozess entscheiden. In der Zeit von November 2022 bis Februar 2023 haben wir 92 Akteure aus folgenden Gruppen mit dem Schwerpunkt in Berlin mit je auf sie zugeschnittenen Fragebögen kontaktiert: den Fahrradeinzelhandel, die Fahrradproduktionslobby, die Fahrradhandelslobby, die Immobilienlobby, die Berliner Senatsverwaltung, die Berliner Ordnungsämtern, den ADFC, die Berliner Stadtreinigung, die Technischen Universität und die gemeinnützigen Fahrradwerkstätten. Wir haben sie zu ihrer Rolle und eventuellen Lösungsansätzen in der Frage aufgegebener Fahrräder befragt und sind ausnahmslos auf eine positive Resonanz gestoßen. Dabei konnten wir in folgenden Bereichen Potentiale zur Verbesserung der Situation feststellen:

Fahrradproduktion- und Handel

In der Fahrradproduktion wurde 2023 der Transparenzstandard des „Deutschen Nachhaltigkeitskodex“ umgesetzt. Es handelt sich um einen Leitfaden für Betriebe, wie und was sie in Hinsicht auf Nachhaltigkeit veröffentlichen, und er soll neben der Verbesserung der Informationslage dazu motivieren, nachhaltiger zu wirtschaften.15 Dies ist ein Fortschritt, allerdings stellt sich die Frage, wie weitreichend unter den Vorzeichen der Profitorientierung der Unternehmen der Plan sein kann, „den kompletten Produktlebenszyklus unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu optimieren“.16 Im Gespräch mit Vertretern aus Handel und Industrie beim „Second Cycle“-Workshop von Velokonzept Anfang 2023 wurde deutlich, dass die große Menge an aufgegebenen Fahrrädern nicht mehr in einem kommerziell tragbaren Geschäftsmodell weiterverwendet werden kann.17 Ungeachtet dessen sind die wenigen Geschäftsmodelle, in denen wenigstens ein Bruchteil aufgegebener Fahrräder weiterverwendet wird, beachtenswert.18

Fahrradbesitzer

Durch das Reparieren aufgegebener Fahrräder wissen wir, dass die Verfügbarkeit von Spezialwerkzeug und Know-How notwendig, wenn auch nicht hinreichend dafür sind, damit Fahrräder länger funktionieren und genutzt werden. Um eine größere Anzahl von Personen den Anstoß dazu zu geben, nötige Reparaturen vorzunehmen, erscheinen uns zwei Ideen interessant zu sein. Die erste Idee wäre eine „App“, ein Computerprogramm, dass das eigene Reparieren Schritt für Schritt begleitet. Da die Defekte, die wir an den aufgegebenen Rädern beheben statistisch gesehen ungleich verteilt sind, wäre eine Fokussierung auf die häufigen Fälle zielführend: also zum Beispiel eine Kundenführung, die Schritt für Schritt ein „Anwendungsfalldiagramm“ durchgeht. Ein zweites, nach unserer Ansicht sinnvolles Unterfangen wäre ein Projekt, dass von der Vorstellung von „Bürgerwerkstätten“ seinen Ausgangspunkt nimmt. Räumlichkeiten für Werkstätten zu finden und zu finanzieren ist in Berlin schwierig, und die meisten Fahrradreparaturen brauchen sie auch nicht. Es könnte jedoch ein Werkzeugverleihsystem analog der Lastenräder von „Flotte e.V.“ ausprobiert werden, das zusätzlich noch mit einfachen Kurzanleitungen für Werkzeug und Reparatur ergänzt wird.19 Gegen Hinterlegung der Adressdaten und eines Fotos des Personalausweises wird von Privatpersonen, Institutionen oder Läden zu bestimmten Zeiten kostenlos Werkzeug ausgeliehen und ausgeliehenes Werkzeug wieder entgegengenommen.20

Die BSR und andere Entsorgungsunternehmen

Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR AöR) haben als wichtigstes Berliner Entsorgungsunternehmen einen Schwerpunkt auf die Bereiche Zero-Waste und ReUse gelegt, und die neuen Formate der „Kieztage“ und der „Nochmall“ etabliert.21 Als Entsorger von aufgegebenen, aber noch brauchbaren Rädern, die bei Bezirken, Hausverwaltungen und Privatpersonen anfallen, spielt die BSR leider aber auch eine wichtige Rolle. Allerdings kommen im „Abfallwirtschaftkonzept des Landes Berlin“, das eine Grundlage für das Handeln der BSR ist, aufgegebene Räder auch nicht vor.22 In Hinsicht auf die Perspektive der Neuverhandlung ihres Vertrages 2029/30 mit dem Land Berlin könnten die BSR aufgrund ihrer Infrastruktur und ihrer etablierten Zusammenarbeit mit Hausverwaltungen eine neue Rolle spielen. Bei vorhandenem politischen Willen könnte sie teilweise oder vollständig bei der Etablierung einer neuen Fahrrad-ReUse-Struktur mithelfen.

Gemeinnützige Fahrradwerkstätten

In unseren Fragebögen an 92 verschiedene Akteure habe wir alle danach gefragt, ob sie bei dem Bemühen teilnehmen möchten, die Zahl der brauchbaren, weggeworfenen Fahrräder zu verringern. Außer zehn gemeinnützigen Fahrradwerkstätten und einem Wissenschaftler der „Technischen Universität Berlin“ war niemand daran interessiert. Gemeinsam haben wir Anfang 2023 die „Initiative Fahrradrecycling“ zur Verfolgung dieses Zieles gegründet. Aus dieser Gruppe heraus haben sich drei Träger gefunden, die ein Projekt entwickelt haben, das ein Entwicklungsprojekt für eine erste große Altradsammel- und Ausgabestelle mit bisher noch nicht ausprobierten Konzept in den Fokus nimmt.

Unser Vorschlag

Vor diesem Hintergrund machen wir von THFwelcome e.V. einen eigenen Vorschlag, wie eine solche innovative Sammel- und Ausgabestelle aussehen könnte. Entsprechend unserer Werkstatterfahrung schätzen wir als den größten, einzelnen Faktor zur Reduzierung der Zahl weggeworfenen Alträder den „Eigentumsübergang“, oder anders gesagt: die Vermittlung der Gruppe der Wegwerfenden mit der Gruppe der Interessierten ein. Ähnlich einer kommerziell orientierten Vertriebsstruktur würden wir den Aufbau von Sammelstrukturen aufgegebener Fahrräder und Fahrradteile mit der Zielkennziffer, möglichst viele davon kostenlos an Interessierte loszuwerden, befürworten. Repariert werden soll vor Ort nichts; es werden nur Fahrräder rollbar gemacht, damit sie transportierbar sind. Materialien und Fahrradteile werden auch für radfremde Nutzunsmöglichkeiten angeboten, etwa für Start-Ups, andere Gewerke oder Künstler. Es werden des weiteren drei neue, zusätzlich zu den schon bisher tätigen Zielgruppen zur Reparatur gewonnen, um die bisher nicht getane Arbeit doch zu machen, und damit die Räder und Radteile weiterverwenden. Zum einem Gebrauchtfahrradhändler, für die sich der Aufwand, zur Sammelstelle zu kommen angesichts dessen, dass sie verwendbare Teile kostenlos bekommen, lohnt. Zum zweiten Student/-innen, insbesondere der technischen Universität, die mutmaßlich für Nachhaltigkeit zu interessieren, der technischen Herausforderung gegenüber offen, und nicht zuletzt auch für den Anreiz eines kostenlosen Rades zu interessieren sind. Zum Dritten fahrradaffine Privatpersonen, „Fahrradnerds“, die Aufgrund ihrer Liebhaberei alte oder besondere Rahmen und Fahrradteile – sei es zum Eigengebrauch oder Verkauf – weiternutzen.

1„Immer mehr Schrotträder! Das passiert mit Fahrradleichen“, B.Z. vom 06.03.24, https://www.bz-berlin.de/berlin/mehr-schrott-fahrraeder-in-berlin. „Schrotträder vermüllen Berlin“, Drucksache 19/19407 des Abgeordnetenhauses Berlin vom 14.06.2024, https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-19407.pdf S.1. Anja Benson hat in ihrem „buycycle.blog“ die jährlichen Entsorgungskosten in Deutschland hochgerechnet und kommt auf 16-25 Mio Euro, https://buycycle.com/blog/de/post/schrottfahrrader-in-deutschen-stadten/. Die durch Schrotträder zugestellten Stellplätze würden die „wachsende Bedeutung des Fahrrades im Modal Split“, die Nutzung unterschiedlicher Verkehrsträger konterkarieren. „Umgang mit Schrotträdern und zurückgelassenen Fahrrädern“, Ausgabe 2023, Hochschule Mainz & Infostelle Fahrradparken (2023) https://allrad.hs-mainz.de/leitfaden/ S.3. Die CDU Lichtenberg begründete ihren Antrag zur Beseitigung von Schrotträdern vom Mai 2024 u.A. damit, dass sie „eine potenzielle Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ darstellen würden, „Entfernung und Wiederverwertung abgestellter Fahrräder in Lichtenberg“, Drucksache der BVV Lichtenberg von Berlin Nr. DS/1242/IX vom 16.05.2024 https://www.cdu-fraktion-lichtenberg.de/miniblog/lokal/862/Entfernung-und-Wiederverwertung-abgestellter-Fahrraeder-in-Lichtenberg.html

2„Umgang mit Schrotträdern und zurückgelassenen Fahrrädern“, Ausgabe 2023, Hochschule Mainz & Infostelle Fahrradparken (2023) https://allrad.hs-mainz.de/leitfaden/.

3„Schrotträder vermüllen Berlin“, Drucksache 19/19407 des Abgeordnetenhauses Berlin vom 14.06.2024, https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-19407.pdf, S.12. „Fahrradland Deutschland 2030. Nationaler Radverkehrsplan 3.0“, https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/StV/nationaler-radverkehrsplan-3-0.pdf?__blob=publicationFile, S.66.

4Im Anliegenmanagementsystem „Ordnungsamt Online“ gemeldete Fälle 2023. „Schrotträder vermüllen Berlin“, Drucksache 19/19407 des Abgeordnetenhauses Berlin vom 14.06.2024, https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-19407.pdf, S.3. Schätzung der Gesamtzahl mit Daten der Jahre 2018 und 2020, https://buycycle.com/blog/de/post/schrottfahrrader-in-deutschen-stadten/.

5„Warum Vermieter Schrotträder nicht einfach wegschmeißen dürfen“, RBB 24 – Beitrag vom 11.09.2023, https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/09/fahrrad-berlin-schrott-schrottraeder-raeder-mieter-vermieter-gesetze.html.

6Für das Straßenland gibt es im Berliner Straßengesetz (BerlStrG) den Tatbestand der „unerlaubten Sondernutzung“, der bei nicht fahrtüchtigen Rädern erfüllt ist. Berliner Straßengesetz (BerlStrG), § 14 BerlStrG Absatz (1) file:///C:/Users/User/Downloads/berliner_strassengesetz.pdf.

7„Fahrrad-Monitor 2023“, Ergebnisse einer repräsentativen Online-Umfrage vom 24.11.2023, https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/StV/fahrradmonitor-langfassung.pdf?__blob=publicationFile, S.27. Die Zahlen sind hinsichtlich der „Verfügbarkeit von Fahrrädern“ präsentiert worden, E-Bikes wurden nicht gezählt. Werden die Prozentbeträge in absolute Zahlen von Fahrrädern umgerechnet, dann ergibt sich unter F12 folgendes Bild: 1028 Fahrräder sind im Besitz von Personen mit einem Rad, 1938 Räder sind im Besitz von Personen mit zwei Rädern, 1409 Räder sind im Besitz von Personen mit drei Rädern, 1174 Räder sind im Besitz von Personen mit vier Rädern, 734 Räder sind im Besitz von Personen mit 5 Rädern. Insgesamt besitzen die 2936 Personen dementsprechend 6283 Räder. Aus der Berechnung der absoluten Zahlen der genutzten Räder unter F13 ergibt sich, dass 2320 Personen ein Rad benutzen, 587 Personen zwei Räder (=1174 genutzte Räder), 176 Personen drei Räder (=528 genutzte Räder ). Insgesamt werden in der Summe 4022 von den 6283 Rädern genutzt, das sind 64 %.

8In der „Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018“ wurde eine Quote von 74,7 % Fahrradbesitz in Berlin bei 3,61 Mio Einwohnern ermittelt, was 2,7 Mio Fahrrädern entspricht. Mitte 2024 gab es in Berlin 3,88 Millionen Einwohner, was bei gleichbleibender Besitzquote 2,9 mio Räder ergibt. „Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018“, https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/einkommen-und-konsum, „Einwohnerbestand in Berlin“ https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/a-i-5-hj/. Die nächsten EVS-Daten sind für 2025 angekündigt https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/einkommen-und-konsum.

9„Abfall“ ist eine Zuschreibung, die durch gesellschaftliche Entwertung entsteht, so Grüber. „Grundlage des Konsumismus sind soziale Strategien der Entwertung….Die gesellschaftlichen Strategien der Entwertung existierender Güter, die zur Steigerung der Menge des Gekauften eingesetzt werden, bestehen in einer Diskriminierung des Gebrauchs der je vorhandenen Dinge zu Gunsten des Verbrauchs“, Grüber, Gerd, Abfall und Technik, in: Grundwald, Armin (Hg.), Handbuch Technikethik, Stuttgart 2013, S.238-243, S.242.

10Das Verhältnis wird als Hierarchie verstanden, „Reduce“ wäre besser als „ReUse“ usw. Im Kreislaufwirtschaftsgesetz wird dies unter §6 formuliert https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/__6.html. Vgl. „Was Fahrräder mit der Kreislaufwirtschaft und den SDGs zu tun“, Gelbmann, Ulrike; Schachner, Nathanael; Schöggl, Josef Peter; ÖWA 76 (2024), S. 249–261, https://link.springer.com/article/10.1007/s00506-024-01037-4, S.252.

11Der ADFC Baden-Württemberg weist auf das Potential hin, dass darin liegt, auch nur einen Bruchteil der täglichen Fahrten unter 5 km im Bundesland statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zu machen, denn es sind 60% aller Autofahrten https://bw.adfc.de/artikel/ohne-fahrrad-keine-verkehrswende. Von den fünf Sektoren, die zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen sollen – Haushalte, Dienstleistungen, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft – hat einzig der Bereich des Verkehrs keine Absenkung, sondern einen Anstieg zu verzeichnen. Weibel, Benedikt, Wir Mobilitätsmenschen. Das Fahrrad im Fokus der Verkehrswende, in: Hildebrandt, Alexandra; Silber, Claudia (Hrsg.), Zukunft Mikromobilität. Wie wir nachhaltig in die Gänge kommen: Ein Rad-Geber, Marburg 2022, S.47-59, S.47.

12„Cradle to Cradle. Ein Design Konzept, welches uns von der Natur lernen lässt“, https://michaelbraungart.com/cradle-to-cradle/.

13„Michael Braungart: Recycling ist eine Lüge“, Interview vom 6.1.2023, https://www.kleinezeitung.at/lebensart/nachhaltig_leben/6244002/Cradle-to-CradleErfinder_Michael-Braungart_Recycling-ist-eine-Luege.

14Fahrradteile können in einem bedeutenden Umfang an anderen Fahrrädern verbaut werden und es kann durch den Einsatz von 3-D Druckern die Lebensdauer wichtiger Bauteile verlängert werden. Der 3D-Nachdruck von kaputten Spritzgußteilen kann besonders die Lebensdauer von Schalthebeln, die teilweise komplexe technische Innenleben haben, bedeutend verlängern. Es wäre wünschenswert, dass bei der Umsetzung der EU-Richtlinie des „Rechts auf Reparatur“ in Bundesrecht die Möglichkeit des 3-D Nachdruckes von nicht mehr produzierten Ersatzteilen aufgenommen werden würde. „EU ebnet Weg für günstige Reparaturen“ vom 2.2.2024, https://netzpolitik.org/2024/verbraucherschutz-eu-ebnet-weg-fuer-guenstige-reparaturen/.

15„DNK-Leitfaden Fahrradbranche“, https://www.ziv-zweirad.de/branchenleitfaden-fuer-die-fahrradindustrie/.

16„DNK-Leitfaden Fahrradbranche“, Vorwort, https://www.ziv-zweirad.de/branchenleitfaden-fuer-die-fahrradindustrie/.

17Workshop „Second Cycle in der Fahrradindustrie“ vom 19.01.2023 von Velokonzept.

18Roetz Bikes BV, Amsterdam verwendet beispielsweise gebrauchte Fahrradrahmen weiter, die neu lackiert und mit Neuteilen wieder aufgebaut werden https://roetz-bikes.com/. Ähnlich Charicycles in Dubai, deren gebrauchte Rahmen aus Japan kommen https://www.charicycles.com/. Über Japans langjährige Bemühungen eines Fahrradrecycling- und ReUse -Systems: Bicycling and Recycling in Japan, Steele, M. William, in: Cycling and Recycling. Histories of Sustainable Practices, Ruth oldenziel and Helmuth trischler, N.Y./Oxford 2016, S.125-143.

19Eine Idee, wie die Datenpräsentation im Internet gemacht werden könnte, ist bei „Resi-der Ressourcenladen“ zu sehen https://resi-ressourcen.org/resi-die-ressourcendatenbank/online-dashboard.html.

20„Lastenrad kostenlos ausleihen – wie?“ https://flotte-berlin.de/lastenrad-ausleihen/

21„DNK-Erklärung 2022 Berliner Stadtreinigung AöR“, https://www.bsr.de/assets/downloads/DNK_2022_Berliner_Stadtreinigung.pdf S.4. „Kieztage“ sind Termine bei denen wohnortnah Sperrmüll abgeholt, aber auch brauchbare Gegenstände verschenkt werden https://www.bsr.de/mein-sperrmuell-kieztag-30414.php. In der „Nochmall“ können weggeworfene, aber noch brauchbare Gegenstände zu einem geringen Preis gekauft werden https://www.nochmall.de/ https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/nochmall-meldet-rekordabsatz-berliner-stadtreinigung-verkauft-mehr-gebrauchtwaren-11471165.html.

22„Abfallwirtschaftskonzept für Siedlungs- und Bauabfälle sowie Klärschlämme für den Planungszeitraum 2020 bis 2030. Zero Waste Strategie des Landes Berlin“, https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/kreislaufwirtschaft/strategien/abfallwirtschaftskonzepte/abfallwirtschaftskonzept-2020-bis-2030/. Gut erhaltene Räder werden jedoch laut telefonischer Auskunft in der „Nochmall“ für wenig Geld verkauft.